Bern im All

Von der Uni Bern zur NASA

Aufgewachsen ist er in Heiligenschwendi. Studiert hat er an der Universität Bern. Hier erlangte er 1996 seinen Doktortitel in experimenteller Astrophysik. Heute ist Thomas Zurbuchen Wissenschaftsdirektor der NASA. Er wird an den Feierlichkeiten «Bern im All. Wir feiern 50 Jahre Mondlandung» teilnehmen.

Interview: Brigit Bucher

Haben Sie Ihre Karriere von langer Hand geplant?
Thomas Zurbuchen: Es gibt ja Menschen, die Karrierepläne Jahrzehnte im Voraus schmieden, die dann tatsächlich auch in Erfüllung gehen – denken wir an ein Kind, das Astronaut oder Astronautin werden will und das 20 Jahre später tatsächlich ins Weltall reist. Ich persönlich glaube aber nicht an eine solch langfristige Karriereplanung. Es werden laufend neue Berufe erfunden, und man definiert neue Ziele, was die eigene Karriere angeht. Wenn man zu lange im Voraus plant, kann man nicht von neuen Entwicklungen profitieren. Zudem ist doch eines der Hauptziele für eine lebenswerte Karriere, dass man immer Neues lernt. Ich habe bis als fast 30-Jähriger gar nicht gewusst, dass es bei der NASA einen Wissenschaftsdirektor gibt.

Engagierter Redner: Thomas Zurbuchen berichtet anlässlich eines Besuchs an der Uni Bern von seiner Arbeit bei der NASA. © Universität Bern / Bild: Manu Friederich
Engagierter Redner: Thomas Zurbuchen berichtet anlässlich eines Besuchs an der Uni Bern von seiner Arbeit bei der NASA. © Universität Bern / Bild: Manu Friederich

Und heute? Wie lange planen Sie im Voraus?
Jeder Karriereschritt dauert für mich etwa vier bis sieben Jahre. Dann gehe ich weiter, weil ich entweder weniger lerne oder nicht mehr die beste Person für den Job bin. Ich stelle mir vor jedem neuen Schritt drei Fragen: Warum ist der nächste Schritt wichtig, insbesondere für andere Beteiligte oder die Welt im Allgemeinen? Was will ich im nächsten Abschnitt lernen? Welches sind die Möglichkeiten, die sich danach auftun? Ich habe zum Beispiel noch nie einen Karriereentscheid aufgrund des Geldes getroffen. In jedem Abschnitt meiner Karriere hatte ich ein Ziel, das mich vorwärts zog und das mir den nächsten Schritt erlaubte.

Was hat die Uni Bern Ihnen mit auf den Weg gegeben?
Sie gab mir die Liebe für die Wissenschaft und das Verständnis dafür, dass Forschung immer Teamsport ist. Um mit ambitionierter Forschung erfolgreich zu sein, müssen alle in die gleiche Richtung gehen und sich gegenseitig respektieren. Und: Man kann unglaublich ehrgeizig und immer noch nett zu anderen sein. Das waren wirklich wichtige Dinge für mich, die sich bis heute auf mein Leben auswirken.

Welchen Rat haben Sie für junge Forschende, die Karriere machen möchten?
Erfolg in der Forschung kommt nicht von einem Tag auf den anderen, sondern von jahrzehntelangem Üben, Lernen und manchmal sogar von Misserfolgen. Deshalb ist mein Rat: Arbeite hart, arbeite intelligent, lerne immer mehr und habe Geduld.

Und was raten Sie Lehrenden, die talentierte Nachwuchsforschende fördern wollen?
Meiner Erfahrung nach lohnt es sich wirklich, Zeit und Mittel für die Nachwuchsförderung zu investieren. Ich weiss, es braucht viel Geduld, Talente auszubilden, aber es ist eine der wichtigsten Aufgaben und über lange Zeit gesehen auch eine der nachhaltigsten und wirksamsten Arten, die Forschung, die Universität und sogar die Welt besser zu machen.

Hatten Sie je Zweifel oder Bedenken, ob der Weg, den Sie eingeschlagen haben, der richtige ist?
Absolut. Sich harten Fragen zu stellen, gehört zu einer guten Karriereplanung. Aber wenn eine Entscheidung aus den richtigen Gründen getroffen wurde, dann führen solche harten Fragen oft zu einem überzeugteren Denken und zu mehr Motivation bei der Arbeit.

Fühlen Sie sich heute in Bern immer noch zu Hause?
Ja, insbesondere an einem warmen Sommer Abend an der Front beim Bundeshaus – mit einem Getränk und einem Imbiss.

Thomas Zurbuchen wird an den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung Ende Juni 2019 in Bern teilnehmen.