Bern im All

Die Universität Bern im All

Jahr für Jahr hebt Bern ab, so 2018 zum Merkur: Mit an Bord der Raumsonde BepiColombo sind Instrumente, die an der Universität Bern entwickelt wurden. Die Kamera CaSSIS liefert zudem seit April 2018 spektakuläre Bilder vom Mars. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte der Berner Weltraumforschung aber bereits vor über 50 Jahren.

Am 27. Oktober 1967 startete die Zenit-Rakete der Firma Contraves zur Erforschung der oberen Erdatmosphäre. Die Instrumente an Bord mussten möglichst klein und robust sein, um den Raketenstart zu überstehen und im Weltraum zu funktionieren. Ihre Messleistung musste dennoch so exakt sein wie die von grossen Laborinstrumenten. Diese Herausforderung meisterten die Weltraumforschenden der Universität Bern bereits beim ersten Einsatz – und ihre Fachkompetenz wurde über die Jahre zu einem Markenzeichen der Berner Weltraumforschung.

27. Oktober 1967: Start der ersten Schweizer Zenit-Rakete in Sardinien mit den wissenschaftlichen Instrumenten der Universität an Bord.
27. Oktober 1967: Start der ersten Schweizer Zenit-Rakete in Sardinien mit den wissenschaftlichen Instrumenten der Universität an Bord. © Contraves Space

«Ein kleiner Schritt für einen Menschen ...»

Bereits bei der ersten Mondlandung 1969 war Bern dabei. An Bord der NASA-Mission Apollo 11 war das Solar Wind Composition Experiment (SWC), das massgeblich am Physikalischen Institut der Universität Bern von Professor Johannes Geiss konzipiert wurde. Astronaut Buzz Aldrin stellte das Sonnenwindsegel auf dem Mond als erstes auf. Dieses fing Teilchen der Sonne ein, die später in den Berner Labors analysiert wurden

Juli 1969: Apollo 11 auf dem Mond mit dem Sonnenwind-Segel (SWC) des Physikalischen Instituts der Universität Bern. Es fing die Gase von der Sonne ein. Diese wurden in Bern mit speziell dafür entwickelten Massenspektrometern gemessen. Astronaut Edwin «Buzz» Aldrin steht neben dem Berner Experiment.
Juli 1969: Apollo 11 auf dem Mond mit dem Sonnenwind-Segel (SWC) des Physikalischen Instituts der Universität Bern. Es fing die Gase von der Sonne ein. Diese wurden in Bern mit speziell dafür entwickelten Massenspektrometern gemessen. Astronaut Edwin «Buzz» Aldrin steht neben dem Berner Experiment. © NASA, Apollo Image Archive

Mit leistungsstärkeren Raketen und Raumsonden verlagerte sich das Forschungsinteresse immer weiter ins Weltall. Mehrere Dutzend Berner Instrumente sind seither an Bord von Weltraumsonden mitgeflogen, um die Entstehung und Entwicklung des Sonnensystems sowie den Ursprung des Lebens zu ergründen. So war Bern an den Missionen der Europäischen Weltraumorganisation ESA zu den Kometen «Halley» und «Chury» beteiligt. 

Die Rosetta-Raumsonde in Umlaufbahn um den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko. Mit dabei: Das Massenspektrometer ROSINA, eines der Schlüsselexperimente der Mission. © ESA / ATG medialab / Rosetta / Navcam

Hinzu kam jüngst die Kamera CaSSIS an Bord der ExoMars-Mission. 2018 sind Berner Instrumente mit BepiColombo zum Merkur aufgebrochen.

Auf die Suche nach erdähnlichen Planeten macht sich ab Herbst 2019 zudem das Berner Weltraumteleskop CHEOPS. Es ist die erste Mission unter gemeinsamer Leitung der ESA und der Schweiz.

Eine Reise zum Jupiter mit Berner Beteiligung ist für 2022 mit der JUICE-Mission in Vorbereitung.

Künstlerische Darstellung des TRAPPIST-1 Planetensystems.
Künstlerische Darstellung des TRAPPIST-1 Exoplanetensystems, das auch von Berner Forschenden untersucht wird. © ESO/M. Kornmesser

Berner Weltraumforschung: Seit mehr als 50 Jahren weltweit führend

Die Universität Bern nimmt seit über 50 Jahren an Missionen der Weltraumorganisationen ESA und NASA und weiteren internationalen Weltraumaktivitäten teil.

In Zahlen ergibt das eine stattliche Bilanz: 25-mal flogen Instrumente mit Raketen in die obere Atmosphäre und Ionosphäre (1967–1993), 9-mal auf Ballonflügen in die Stratosphäre (1991–2008), über 30 Instrumente flogen auf Raumsonden mit, und ein Satellit wurde gebaut (CHEOPS, Start zweite Hälfte 2019).

Die erfolgreiche Arbeit des Physikalischen Instituts wurde 2012 durch die Gründung des Center for Space and Habitability CSH gestärkt. Zudem sprach der Schweizerische Nationalfonds der Universität Bern 2014 den Nationalen Forschungsschwerpunkt NFS PlanetS zu, den sie gemeinsam mit der Universität Genf leitet. Schwerpunkt am CSH und am NFS PlanetS ist die Exoplanetenforschung. 

Weltraumnation Schweiz

Als Gründungsmitglied der Europäischen Weltraumorganisation ESA ist die Schweiz eine international wettbewerbsfähige Partnerin in der Weltraumforschung und Weltraumtechnologie. Sie nimmt an Missionen der ESA und der NASA und weiteren internationalen Weltraumaktivitäten teil. Für den Bau der Fluginstrumente sind internationale Netzwerke und Partnerschaften mit der Industrie unabdingbar. Gefördert und koordiniert wird die Schweizer Weltraumpolitik vom Staatssekretariat für Bildung und Forschung SBFI.